Schallfeld liegt im Tal der Weidach, die wenige Kilometer vom Dorf an den Hängen des Steigerwaldes nahe der Ruine Stollburg entspringt
An den Ufern des kleinen Baches begann vor etwa 10.000 Jahren die Begehung durch den Menschen der ausgehenden Altsteinzeit. Die ersten, archäologisch fassbaren Spuren menschlichen Lebens auf der Schallfelder Gemarkung führen zu zwei Schlagplätzen, an denen primitive Steinwerkzeuge hergestellt wurden. Die erste urkundliche Erwähnung „Schalkevelts“ findet sich jedoch erst im Hochmittelalter in nachstaufischer Zeit, nämlich 1203. Mit einem Güterwechsel des ortsansässigen Edelmannes Hartmut von Schalksvelt im Jahre 1260 wurde der Ort erneut erwähnt. Die kleine Siedlung vor den Toren der Stadt Gerolzhofen muss zu diesem Zeitpunkt aber schon seit einigen Jahrhunderten bestanden haben. Dafür sprechen auch die noch gut erhaltenen romanischen Säulen und Doppelbögen im Innern des Kirchturms, die ursprünglich als Schallfenster der Glockenstube dienten und aus der frühen Bauphase des Turmes stammen.
Neben dem Geschlecht der Schalksvelter, das dem niederen Dienstadel zuzurechnen ist und im 15. Jahrhundert ausgestorben sein muss, traten in Schallfeld im Laufe der Geschichte insgesamt über 20 verschiedene Grundherren auf. Durch Schenkung, Erbschaft, Kauf und Tausch reduzierte sich diese Zahl allmählich auf vier: erstens das Hochstift Würzburg, zweitens das Kloster Ebrach, drittens die Freiherren Fuchs von Bimbach aus dem Nachbarort und viertens die Echter von Mespelbrunn bzw. in deren Gefolge die Grafen von Schönborn aus Wiesentheid. Das Hochstift mit dem Würzburger Fürstbischof an der Spitze hielt dabei die ältesten Besitzungen und Rechtstitel, so dass Schallfeld stets als würzburgischer Ort galt. Die Rechte des Klosters Ebrach waren aber immerhin so bedeutend, dass es in Schallfeld neben dem fürstbischöflichen Schultheißen zeitweise noch einen ebrachischen gab, der die Belange des Zisterzienserklosters aus dem Steigerwald vertrat.
Unter dem Krummstab, also unter geistlicher Herrschaft, ließ es sich vergleichsweise erträglich leben. Im Bauernkrieg erhoben sich 1525 aber auch Schallfelder Einwohner gegen das feudalistische Grundherrensystem und dessen Willkür. Das für die Bauernhaufen katastrophale Ende des Aufstands führte nach einem harten Strafgericht nur zu weiteren Repressalien. Insbesondere sorgte die siegreiche Obrigkeit nicht nur sprichwörtlich dafür, dass die Schallfelder „wieder katholisch gemacht“ wurden. Denn, angesichts der „lutherischen Umtriebe“, die damals auch im Gerolzhöfer Land viele Anhänger fanden, gelang es im Zuge der Gegenreformation mit Lockung und Drohung, die Schallfelder wieder komplett zum Glauben der Väter zurück zu führen. Dass man im Würzburgischen gegenüber vermeintlichen Irrlehren nicht gerade zimperlich war, mussten sieben unschuldige Schallfelder Frauen im Jahre 1616 mit ihrem Leben bezahlen, als sie in der „fränkischen Hexenhochburg“ Gerolzhofen auf dem Scheiterhaufen verbrannten oder unter der Folter starben.
Kriegszeiten bedeuteten für die Landbevölkerung Frankens immer existentielle Not mit unmittelbarer Gefahr für Leib und Leben. Nicht selten plünderte und brandschatzte die marodierende Soldateska im Dorf, etwa während des Markgrafenkriegs (um 1553), im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) sowie später im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) und zu Napoleons Zeiten (um 1800). In alter Zeit gewährte die frühere Kirchenburg mit ihren heute noch in Fragmenten erhaltenen Mauern, Gaden und Kellern letzte Zuflucht für die Bewohner, ihre Habseligkeiten und das Vieh.
Den weithin sichtbaren Mittelpunkt des Ortes bildet die dem heiligen Ägidius geweihte Pfarrkirche, die sich über dem Kirchanger mit seiner Dorflinde erhebt. Als eigenständige Pfarrei wurde Schallfeld bereits im Jahre 1431 erwähnt. Das stattliche barocke Kirchenschiff wurde 1715 errichtet. Zu dieser Zeit wurde auch der mittelalterliche, romanische Turm um ein Stockwerk höher aufgeführt und mit einer für Mainfranken typischen „Echter-Haube“ versehen. Die Innenausstattung des in jüngster Zeit grundlegend sanierten Gotteshauses besticht durch ihre in Farbwahl und Form harmonische Anmutung. Hervorzuheben sind neben den reich verzierten Altären mit ihrem Bild- und Figurenschmuck vor allem die von einem allegorischen Gottvater bekrönte Kanzel, die ausdrucksstarken Szenen der Kreuzwegstationen von 1782 und das große Deckengemälde „Das letzte Abendmahl“ samt Stuckornamentik.
Über dem altfränkischen Taufstein aus dem Jahre 1506, der noch aus der Vorgängerkirche stammt, ist seit einem halben Jahrtausend vielen Generationen von Schallfeldern bis heute das Sakrament der Taufe gespendet worden. Ebenfalls in der alten Kirche befand sich bereits die bemalte Holzfigur „Madonna mit Kind“ aus dem frühen 16. Jahrhundert. Ortsbild und Flur zieren zudem die für Franken charakteristischen Bildstöcke und Marterl, die zumeist aus heimischem Sandstein gearbeitet sind.
Nachdem die Pfarrei Schallfeld über etwa drei Jahrhunderte verwaist war und vor allem von Oberschwarzach aus seelsorgerisch betreut wurde, zog erst 1872 wieder ein eigener Pfarrer für Schallfeld ins damals neu erbaute Pfarrhaus ein. Ab 1966 wurde die Pfarrei wieder von Priestern aus Nachbargemeinden, zuletzt von Frankenwinheim aus, versorgt. In jüngster Zeit wurde die Pfarrei Schallfeld mitsamt ihrer Kuratie Brünnau Bestandteil der neu gegründeten Pfarreiengemeinschaft „St. Franziskus am Steigerwald“ mit Sitz in Gerolzhofen.
Eng mit der Kirche hing in früheren Jahrhunderten auch in Schallfeld das Bildungs- und Schulwesen zusammen. Für das Jahr 1574 findet sich in Schallfeld die erstmalige Nennung einer Dorfschule, die zunächst im ehemaligen Rathaus und ab dem späten 19. Jahrhundert im heutigen Pfarrsaal untergebracht war. 1964 wurde von der Gemeinde Schallfeld ein stattliches Schulgebäude mit Lehrerwohnhaus, mehreren Klassenzimmern und einer kleinen Turnhalle errichtet, das zunächst als Volksschule für die Kinder des Dorfes konzipiert war und zuletzt zwei Grundschulklassen des Schulverbandes Gerolzhofen beherbergte. Wegen der Umstrukturierung des Schulsystems wurde das Gebäude zum Schuljahresende am 31. Juli 2010 geschlossen.
Aus staatlicher Sicht war das Territorium des Würzburger Hochstifts mit dem Ende des Alten Reiches und der Säkularisation zunächst durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 an das Kurfürstentum Bayern gefallen. Im Frieden von Preßburg kam das Hochstift 1805 als Kurfürstentum an den ehemaligen Großherzog der Toskana aus dem Hause Habsburg. 1806 wurde das nunmehrige Großherzogtum Würzburg Mitglied des Rheinbundes, bis es 1814/15 durch Beschluss des Wiener Kongresses schließlich im 1806 gegründeten Königreich Bayern aufging. Für den einzelnen Landmann bedeutete dies in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen Prozess der schrittweisen Auslösung aus dem Lehensverhältnis des Ancien régime, der nach der Revolution von 1848/49 mit der bürgerlichen Freiheit des Individuums und der Ablösung von Grundlasten einen Abschluss fand. Nachdem das Königreich Bayern nach dem Deutschen Krieg (1866) und dem Deutsch-französischen Krieg (1870/71) Teil des von Preußen dominierten Deutschen Kaiserreichs geworden war, wirkten sich die Höhen und Tiefen deutscher Machtpolitik im 20. Jahrhundert hautnah auch auf die Menschen bis ins kleinste mainfränkische Dorf aus: In den beiden Weltkriegen von 1914-1918 und 1939-1945 starben 51 junge Männer aus Schallfeld oder blieben auf den Schlachtfeldern Europas vermisst. An sie erinnert das Kriegerdenkmal neben der Mariengrotte an der Kirche.
Auch der rasante technische und gesellschaftliche Wandel des vergangenen Jahrhunderts machte vor Schallfeld nicht Halt: Noch am Vorabend des Ersten Weltkrieges wurde das Dorf elektrifiziert. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich das äußere Erscheinungsbild des Ortes grundlegend, als mit dem Anschluss an die Fernwasserversorgung und dem Bau des Abwasserkanals auch die Dorfstraßen befestigt wurden. Südlich des Altorts wurden ferner seit Anfang der 1970er Jahre Siedlungsflächen ausgewiesen, zunächst „An der Leite“, dann „Am Baumfeld“ sowie schließlich um die Jahrtausendwende in zwei Ausbauphasen am „Mühlweg“. Dem allgemeinen Trend folgend ging damit in den vergangenen Jahrzehnten auch ein grundlegender Wandel der Beschäftigungsstruktur einher, so dass heute, quer durch alle Berufsgruppen, neben einer Handvoll Landwirte vor allem Industriearbeiter, Handwerker, Angestellte, Beamte und Freiberufler im Ort wohnen.
Prägten früher der Ablauf des bäuerlichen Arbeitsjahrs und der Zyklus des Kirchenjahrs den Lebensrhythmus der Einwohner in starkem Maße, drücken heute neben den traditionellen kirchlichen vor allem die zahlreichen Vereinsfeste und -veranstaltungen dem Dorfleben den Stempel auf. Trotz einer Einwohnerzahl von nur knapp 400 Seelen herrscht ein reges Vereinsleben, das von der politischen Gemeinde nach Kräften unterstützt wird. So entstand Ende der 1990er Jahre nicht nur der Neubau eines Feuerwehrgerätehaus mit Schulungs- und Jugendraum, sondern um das Jahr 2000 auch das neue Sportheim des FC Schallfeld.
Seine kommunalpolitische Eigenständigkeit verlor Schallfeld im Zuge der Gebietsreform 1978. Dabei wurde der Ort nicht nur nach der Auflösung des Altlandkreises Gerolzhofen dem Landkreis Schweinfurt als dessen südlichster Zipfel zugeschlagen, sondern auch der etwa gleich großen Nachbargemeinde Lülsfeld angegliedert. Dass diese Vernunftehe auch eine historische Komponente aufweist, die eine besondere Zuneigung beider Orte für einander schon in alter Zeit bezeugt, zeigt ein Blick in die Akten des Schallfelder Dorfgerichts: Im Juni 1791 hatten die beiden Söhne des Lülsfelder Schultheißen nachts ins Schallfeld angeblich geschossen und auf der Straße geschrieen: „Die Schallfelder sind Spitzbuben!“ – Die gerechte Strafe für diese schändliche Missetat folgte auf dem Fuße: Ein Reichstaler nebst Gerichtsgebühr.
Andreas Krämer, im Sommer 2010